Steinblog
Bericht Jugendlandtag
Vor ungefähr sechs Monaten erhielt ich die freudige Nachricht: Ich darf am diesjährigen Jugendlandtag teilnehmen!
Bereits vor dem eigentlichen Beginn des Jugendlandtags wurden, durch eine Abstimmung, die beiden zu diskutierenden Anträge beschlossen. Der erste Antrag beschäftigte sich mit der Fragestellung, ob es ein kostenloses Deutschlandticket für Schüler, Studierende und Auszubildende in NRW geben sollte. Der zweite Antrag beschäftigte sich dagegen damit, ob es ein dauerhaftes Jugendparlament geben sollte. Hinzuzufügen ist ebenfalls, dass alle Jungabgeordneten vorher den verschiedene Ausschüssen zugeteilt wurden. So wurde ich beispielsweise dem Ausschuss für Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Forsten und ländliche Räume, der sich mit dem Antrag „Kostenfreies Deutschlandticket“ beschäftigt, zugeteilt. Weitere Ausschüsse waren zum Beispiel der Familienausschuss, dem Finanzausschuss und anderen.
Dann, am 13.11 war es endlich so weit. Am frühen Morgen stand ich in Düsseldorf vor dem Landtag, bereit den Abgeordneten, den ich vertreten durfte, zu treffen. Aufgeregt war ich auf jeden Fall, aber die Nervosität verflog schnell, als ich den Abgeordneten regelrecht mit Fragen löchern durfte. Dabei ging es von, den Sozialen Medien bis zu der aktuellen Finanzpolitik. Natürlich durfte am Ende ein gemeinsames Foto nicht fehlen. Das Gefühl in der Lage gewesen zu sein mit einem „echten“ Abgeordneten zu sprechen und sich auszutauschen, begleitet mich auch jetzt noch.
Das Gefühl auch wirklich was verändern zu können wurde beim gemeinsamen Demokratietraining mit allen anderen Teilnehmern verstärkt. Zunächst wurden wir aber von unserem Landtagspräsidenten André Kuper begrüßt . Er lobte uns für unsere Engagement und für unsere politisches Interesse. Das wirklich jeder politisch begeistert war, wurde dann in dem vierstündigen Demokratietraining deutlich. Unsere erste Aufgabe bestand darin uns erstmal gegenseitig vorzustellen und ins Gespräch zu kommen. Es wurde deutlich, dass wir uns eben nicht auf unsere Fraktionen reduzieren konnte, da die meisten auch einfach offen und herzlich miteinander umgingen. Dementsprechend war auch das weiterfolgende Programm des Demokratie Trainings sehr entspannt, aber auch lehrreich. Während wir gemeinsam darüber debattierten, was Demokratie für uns bedeutet, was wichtige Regeln für unsere Debatten sein könnten und wir uns alle näher kennenlernte, stieg die Vorfreude auf die weiteren Tage an.
Doch zunächst stand am Abend der „Parlamentsabend“ an. Zusammen liefen wir von unserer Jugendherberge zum Landtag. Dort liefen wir alle gespannt in den Plenarsaal, wo schon Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb auf uns wartete. In einer Art Diskussionsrunde informierte sie uns nicht nur über das klassische Jurastudium, sondern machte uns auch bewusst wie wichtig Gerechtigkeit und Demokratie sind. Mit einem nachdenklichen Gefühl begaben wir uns schließlich ins Landtagsrestaurant. Neben diversen Abgeordneten hatten wir die Möglichkeit uns sowohl mit André Kuper, als auch mit unserem Innenminister Herbert Reul auszutauschen. Diese Chance ergriffen, meine neu gewonnen Freunde und ich direkt und diskutierten mit ihnen über die aktuelle politische Situation und tauschten uns über ihren Weg in die Politik aus. Der Abend war aber nicht nur sehr lehrreich, sondern er bot uns auch die Chance uns erstens weiter zu vernetzen und anzufreunden sowie auch zu erkennen, wie viel man auch als Jugendliche erreichen kann.
Am nächsten Morgen stand neben einem kurzen Informationsprogramm im Plenarsaal unsere erste Fraktionssitzung an.
In dieser wurden wir erstmal von verschiedene Abgeordneten begrüßt und in den Ablauf eingeführt. Danach nahmen aber die Dinge sehr schnell ihren Lauf. Nachdem wir unsere Fraktionsvorsitzende sowie unsere Stellvertreterin gewählt haben, bestand unsere Aufgabe darin die übrigen Rollen und Aufgaben demokratisch zu verteilen. Darüber hinaus begannen wir auch damit unser Thema für die aktuelle Stunde auszusuchen. Die aktuelle Stunde wird immer zu Beginn der Plenarsitzung abgehalten. In dieser halten verschiedenen Abgeordnete eine Rede zu dem gleichen politischen Thema, was sowohl auf NRW bezogen werden kann und aktuell ist. Bei dem diesjährigen Jugendlandtag wurde sich für das Thema „Zunehmende Gewaltkriminalität unter Jugendlichen in NRW-Herausforderungen und Handlungsbedarf“ , vorgeschlagen von der FDP-Fraktion, entschieden. Neben dem Thema der aktuellen Stunde, haben wir aber in der Fraktion selbst auch noch zu den Anträgen diskutiert und versucht, dass jeder sich zunächst selbst einmal eine eigene Meinung bildet.
Nach der ersten Sitzung ging es in die Anhörungen. Ich selbst nahm an der Anhörung bezüglich des kostenfreien Deutschlandtickts teil, indem wir als Abgeordneten, Fachleuten die verschiedensten Fragen stellen konnten. Darüber hinaus stellten diese auch ihre Ansichten dar, präsentierten alternative Projekte und argumentierten entweder für oder gegen den Antrag.
Bevor es dann um 16.30 Uhr in die Ausschusssitzungen gehen konnte, in welchen die Anträge von den verschiedenen Parteien ausdiskutiert wurden und die jeweilige Beschlussempfehlung festgelegt werden konnte, ging es um 14.20 Uhr in unsere zweite Fraktionssitzung. In dieser stellten wir die Argumente der Fachleute vor und formten uns schließlich als geschlossene Fraktion unsere Meinung so, wie wir sie in den Ausschusssitzungen vertreten würden. Dabei muss gesagt werden, dass wir nicht einstimmig dafür oder dagegen stimmten, wir aber auch alle wollten, dass jeder seine eigene Meinung bezüglich der Thematiken präsentieren darf.
Die Ausschusssitzungen selbst verliefen sehr hitzig. Während bei mir Ausschuss ständig daran erinnert werden musste, dass wir uns nicht im Finanzausschuss, sondern im Umweltausschuss befanden, war es sehr interessant gemeinsam zu diskutieren. Zunächst war es etwas seltsam sich selbst auf den großen Bildschirmen so sehen, während man sprach, aber man gewöhnte sich schnell daran. In meinem Ausschuss schlossen sich SPD und Grüne zusammen und argumentierten geschlossen für ein kostenfreies Deutschlandticket, während die AFD, FDP und CDU dagegen argumentierten. Es muss jedoch gesagt werden, dass Argumente beider Seiten sehr überzeugend und sinnvoll waren.
Schließlich wurde eine Empfehlung für ein kostenfreies Ticket gestellt, weil einige der CDU sowie alle der SPD und Grünen dafür stimmten.
Diese Ergebnisse, auch der anderen Ausschüsse wurden in der dritten Fraktionssitzung besprochen. Darüber hinaus wurde auch die Redeliste festgelegt. Erfreulicherweise wurde ich für die aktuelle Stunde ausgewählt.
Dementsprechend war der Tag nicht mit dem Ende dieser letzten Fraktionssitzung um 21.30 Uhr vorbei. In der Jugendherberge, in welcher wir übernachteten, begannen wir mit dem Schreiben unserer Reden. Das verlief jetzt nicht so wie man es sich vielleicht vorstellen würde. Niemand arbeitete komplett allein oder grenzte sich komplett von anderen Fraktionen ab. Ich selbst schrieb meine Rede beispielsweise im Mitwirken von Kollegen und Kolleginnen der SPD; der Grünen, der CDU und der FDP. Zusammen feilten wir an meinem Text, übten ihn zusammen und überarbeiten ihn wieder.
Dennoch war ich selbst echt aufgeregt und ich fragte mich, wie es wohl sein wird meine Rede am Rednerpult zu halten.
Nach unserer letzten gemeinsamen Fraktionssitzung am 15.11 ging es schließlich in die finale Plenarsitzung.
Da die aktuelle Stunde direkt am Anfang vorgestellt wurde, war ich relativ schnell dran. Als mein Name schließlich aufgerufen wurde, war ich überhaupt nicht nervös. Ich lief zum Rednerpult, spürte die Blicke der anderen auf mir, aber wusste, dass einfach alle gespannt drauf waren, was ich zu sagen hatte. Als ich dann anfing zu reden, fühlte es sich an wie das Normalste auf der Welt an. Zu diskutieren hat mir zwar auch in der Schule immer schon Spaß gemacht, aber im Landtag vor meinen Kollegen und Kolleginnen, Abgeordneten un den Gästen zu sprechen, was auch live übertragen wurde, stellt einfach eine andere Dimension dar. Am liebsten hätte ich auch noch ewig weiter vorne stehen können. Aber nachdem die aktuelle Stunde abgeschlossen wurde, ging die eigentliche Diskussion zu den Anträgen erst richtig los.
Zuerst wurden verschiedene Reden bezüglich des kostenlosen Deutschlandtickets gehalten. Dabei ging es sowohl um soziale Aspekte wie der sozialen Teilhabe, dem Umweltschutz zu der allgemeinen Finanzierung. Die Atmosphäre kann man gar nicht richtig in Worte fassen. Alle waren gespannt, was als nächstes gesagt werden würde. Schließlich wurde der Antrag in der finalen Abstimmung abgelehnt. Danach ging es um das dauerhafte Jugendparlament. Dieses wurde schließlich angenommen und an den „richtigen“ Landtag zur Diskussion weitergegeben.
Um meine eigenen Einrücke kurz zusammenzufassen, muss ich sagen, dass der Jugendlandtag 2025 die beste Erfahrung war, die ich bis jetzt je gemacht habe. Dabei geht es nicht darum einfach gegeneinander zu diskutieren, sondern einfach mit anderen Meinungen in Kontakt zu kommen und auch neue Kontakte zu knüpfen. So waren die meisten Teilnehmenden sehr freundlich und offen, sodass auch die Fraktionen letztendlich keine Rolle gespielt haben. Außerdem finde ich wichtig zu betonen, dass es sich beim Jugendlandtag eben nicht um ein „einfaches“ Planspiel handelt. Wir haben die „richtigen“ Abgeordneten schließlich für drei Tage vertreten dürfen und unsere Beschlüssen werden auch von dem richtigen Landtag ausdiskutiert.
Das Gefühl wirklich etwas ändern zu können und auch gehört zu werden, wurde für mich durch meine Teilnahme enorm verstärkt. Auch wenn es kurz war, merkt man doch wie wichtig Jugendliche politische Teilhabe ist und, dass man zusammen, als eine Gesellschaft, viel erreichen kann. Daher bin ich auch Frau Tenbrock zutiefst dankbar mich dazu ermutigt zu haben mich zu bewerben. Denn hätte man mich nicht auf den Jugendlandtag aufmerksam gemacht, würde ich jetzt auch noch nicht wissen, dass alle Menschen und auch ich politisch gesehen etwas verändern können.
Von Jana Vervoorst (Q1)
