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Projekttage der EP

 

Anknüpfend an die im vergangenen Schuljahr stattgefundene Aktion „Ich steh auf für Toleranz und Vielfalt“ fanden in der vergangenen Woche Projekttage zur Demokratieförderung und Gewaltprävention für die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase statt. Die Projekte wurden von dem Pädagogikgrundkurs der Q2 konzipiert und haben sich an der im Unterricht thematisierten Gewalttheorie von Wilhelm Heitmeyer orientiert.

 

Heitmeyer beschreibt eine „Durchrohung der Gesellschaft“, die mit zahlreichen Folgen für die Sozialisation im Kindes- und Jugendalter einhergehe. Den Ursprung von Gewalt sieht er in gesellschaftlichen Individualisierungsprozessen begründet. Diese Prozesse gehen Heitmeyer zufolge einerseits mit Widersprüchen im gesellschaftlichen Leben und andererseits mit Unklarheiten über die Zukunft einher. Zudem komme es in der individualisierten Gesellschaft zu einer Subjektivierung von Werten sowie einer Erosion von Normen, was zu einem vermehrten Auftreten von Gewalt führe. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Kontext Anerkennung, da bei einer negativen Anerkennungsbilanz die Integration des Individuums nicht mehr gegeben ist und keine freiwillige Normakzeptanz mehr zu erwarten ist. Vor dem Hintergrund der skizzierten Entwicklungen fordert er, in der Institution Schule pädagogische Gegenarbeit zu leisten und die Schülerinnen und Schüler mit Kompetenzen auszustatten, indem am Grundparadigma („Die Suche nach Stärken, statt nach Schwächen zu fahnden“) gearbeitet werde und eine Förderung der Fähigkeit zur Empathie, der Konfliktfähigkeit sowie der Interventionsfähigkeit erfolge.

 

Um diesen Forderungen nachzukommen, konnten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Projekttage unter anderem Rollenspiele durchführen, um die Perspektiven der verschiedenen Beteiligten in Mobbingprozessen nachzuvollziehen und herauszufinden, warum Gewalt „eine [scheinbare] Quelle der Anerkennung“ (Heitmeyer) sein kann. Hierbei war es ein besonderes Anliegen, die Schülerinnen und Schüler mit Wissen darüber auszustatten, wie die Gruppenprozesse ablaufen und warum die kurzfristig erfahrene Anerkennung nicht zielführend ist. Im Anschluss haben sie sich mit dem Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auseinandergesetzt, das Diskriminierungsprozesse auf gesamtgesellschaftlicher Ebene erklärt. Zudem wurde die Gelegenheit gegeben, Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen und ein „Vision-Board“ der eigenen Zukunft zu erstellen, sodass sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit den eigenen Unklarheiten auseinandersetzen konnten und für sie relevante Werte und Normen identifizierten. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Arbeit am Grundparadigma. Indem die Lernenden das Konzept des „Growth Mindset“ kennengelernt haben und sich gegenseitig bei der Identifizierung ihrer Stärken unterstützt haben, sollten zielführende Quellen der Anerkennung erschlossen werden. Zuletzt ist noch die Arbeit mit Fallvignetten zu erwähnen, in deren Rahmen die Schülerinnen und Schüler ihre Konflikt- und Interventionsfähigkeit erweitern konnten, indem sie in eine diskursive Verhandlung über mögliche Verhaltensweisen in Konfliktsituationen getreten sind.

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